Als "Hessisch Sibirien" bezeichnen die Südhessen gern den Landkreis Waldeck-Frankenberg, wenn es um die Standortbedingungen für die Landwirtschaft geht.
Waldeck-Frankenberg, im Herzen Deutschlands gelegen, ist flächenmäßig der größte Landkreis Hessens.
Als typische Mittelgebirgsregion präsentiert sich der Kreis mit einer vielfältigen und abwechslungsreichen Kulturlandschaft, die über Jahrhunderte hinweg von den Bauern geschaffen wurde.
Bei Höhenlagen der landwirtschaftlichen Flächen zwischen 180 m und 650 m über NN liegen die Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 8,5° und 6,5° Celsius. Die Niederschlagssummen bewegen sich im langjährigem Mittel zwischen 500 mm im unteren Edertal und 1100 mm auf den Höhenlagen des Waldecker Uplandes.
Der Boden
In Waldeck-Frankenberg werden insgesamt 67.000 ha Fläche landwirtschaftlich genutzt, 84.000 ha sind Wald.
Der Grünlandanteil beträgt ca. 42 %. Größere zusammenhängende Spitzenböden, wie z. B. die Warburger Börde, gibt es hier nicht.
Gerade mal 15 % der Böden sind als durchschnittlich einzustufen, 60 % sind von unterdurchschnittlicher Qualität, 25 % sind sogar als ungünstig eingestuft.
Die Betriebe
Zur Zeit gibt es in Waldeck-Frankenberg noch ca. 1.500 Betriebe ab 1 Hektar Größe. Ca. 550 Betriebe wirtschaften im Haupterwerb, die weiteren als Neben– oder Zuerwerbsbetriebe. Der Strukturwandel liegt bei 3-4 %, d. h. die Zahl der Betriebe nimmt kontinuierlich ab.
In den meisten Betrieben ist die Tierhaltung der wichtigste Betriebszweig; mehr als 70 % des Einkommens stammen aus diesem Betriebszweig.
Da fast alle tierhaltenden Betriebe über eine entsprechende Flächenausstattung verfügen, liegt die durchschnittliche Viehdichte im Landkreis nur bei 0,87 Großvieheinheiten je Hektar. Alle anfallenden Wirtschaftsdünger (Gülle, Jauche, Stallmist) können daher umweltverträglich, insbesondere grundwasserschonend, ausgebracht werden.
Die Tierhaltung
Die dominierende Rolle in den Ställen Waldeck-Frankenbergs spielt die Rindvieh-, insbesondere die Milchviehhaltung. In 301 Betrieben stehen über 21.700 Milchkühe.
Viele neue Boxenlaufställe prägen das Landschaftsbild und bieten den Kühen eine tiergerechte Umwelt. Im Sommer leisten Kühe und Rinder über den Weidegang ihren Beitrag zum Erhalt und zur Pflege der für unsere Touristikregion so wichtigen Kulturlandschaft. In den Nebenerwerbsbetrieben finden wir meist arbeitsextensive Formen der Rinderhaltung zur Grünlandnutzung, wie z. B. die Mutterkuhhaltung. In einer großen Rassenvielfalt erbringen diese Tiere ihren Beitrag zur Landschaftspflege, insbesondere auf den ungünstigen, schwierig zu bewirtschaftenden Flächen. Die Vermarktung der Tiere erfolgt häufig in Form der Direktvermarktung.
Das zweite Standbein der Tierhaltung ist für viele Betriebe die Schweinehaltung. Ca. 200 Betriebe halten Schweine und Zuchtsauen. Futtergrundlage ist in erster Linie das selbst erzeugte Getreide, wie Weizen, Gerste und Triticale.
Für die regionale Vermarktung stehen im Landkreis noch zwei Schlachthöfe zur Verfügung, der größte Teil der Tiere wird aber überregional vermarktet.
Für die Landschaftspflege von besonderer Bedeutung sind ca. 127 Betriebe, die Schafe und Ziegen halten. Sie pflegen insbesondere die für die Rinderhaltung nicht nutzbaren Grünland– und Naturschutzflächen.
Seit einigen Jahren erlebt die Geflügelhaltung eine regelrechte Renaissance in unserem Landkreis. Es wurden einige größere Ställe für Legehennen und Masthähnchen gebaut. Aber auch die Haltung in den sogenannten Hühnermobilen boomt. Dies gilt für den Bio- als auch für den konventionellen Bereich. Bei den Legehennen herrscht die Freilandhaltung vor.
Der Ackerbau
Auf ca. 65 % der 39.500 Hektar Ackerfläche wird Getreide mit den Schwerpunkten Winterweizen und Wintergerste angebaut. Weitere wichtige Kulturarten sind Winterraps und Silomais. Ein Teil des Silomaises dient als Substrat für die 25 Biogasanlagen im Landkreis. Die Gärreste werden als wertvoller Dünger auf die landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht. Anspruchsvolle Kulturarten wie z. B. Zuckerrüben oder Sonderkulturen werden wegen der ungünstigen Standortbedingungen kaum angebaut.
Das Grünland
Beim größten Teil der 30.000 Hektar Grünland handelt es sich um sogenanntes absolutes Grünland. Hängigkeit, flachgründige Böden und ungünstige Klimafaktoren lassen keine andere Nutzung dieser Flächen zu. Auf Grund der meist ausreichenden Niederschläge sind auf vielen Flächen bis 4 Nutzungen jährlich möglich. Das Grünland ist die wichtigste Futtergrundlage für die rindviehhaltenden Betriebe. Die Futtergewinnung erfolgt überwiegend in Form von Silage, die Heuwerbung spielt wegen des hohen Wetterrisikos nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Pflege der zahlreich vorhandenen naturschutzfachlich wertvollen Grünlandflächen erfolgt meist über extensive Schafbeweidung.
Die Verwaltung
Im Zuge der Verwaltungsreform in Hessen wurde die Landwirtschaftsverwaltung mit Beginn des Jahres 2000 völlig neu organisiert. Die Bereiche Förderung und hoheitliche Aufgaben wurden in diesem Zuge als Hauptabteilung der Staatlichen Abteilung des jeweiligen Landkreises zugeordnet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienst Landwirtschaft des Landkreises Waldeck-Frankenberg sind in Korbach, Auf Lülingskreuz 60, und in der Frankenberger Außenstelle, im Osterweg 20, zu erreichen.
Abteilung Landwirtschaft.
Hier geht es um die Umsetzung verschiedenster landwirtschaftlicher Fachgesetze, wie beispielsweise die Gesetze zum Pflanzenschutz, zur Düngemittelverordnung oder zu Futtermitteln. Neben der Überwachung dieser Gesetze in der Verwaltung, steht natürlich auch die Beratung der Landwirte im Vordergrund. Und da in Waldeck-Frankenberg viele Flächen als Wasserschutzgebiete ausgewiesen sind, gehört auch die Beratung bei Kooperationsverträgen zwischen Landwirten und Wasserversorgungs- unternehmen zu den Aufgaben dieser Abteilung, Hauptschwerpunkt ist die Abwicklung und Umsetzung der unterschiedlichsten EU-Förderprogramme für Landwirte und für den ländlichen Raum.